Die Frequenz steigt, mit der die miesen News auf uns einprasseln. Dass dieses Trommelfeuer bei Vielen Ratlosigkeit und Ohnmacht hervorruft, ist kein Wunder. In Resignation oder abgeklärtem Zynismus zu verharren, ist aber die denkbar schlechteste Strategie. Gerade jetzt dürfen wir das Feld nicht denen überlassen, die es mit aller Kraft zu bekämpfen gilt. Der gesellschaftliche Rechtsruck und das herrschende Elend sind keine Naturgewalten, kein Schicksal oder schlechtes Karma. Die ganze Misere ist menschengemacht und daher nur durch Menschen lösbar.
Wider den antifeministischen Kulturkampf. Gegen die patriarchale Normalität.
Im Parlament paktiert die Union offen mit der AfD; auf der Straße schreitet der extrem rechte Mob zur Tat. Beide Entwicklungen verbindet die ideologische Klammer des Antifeminismus. Es ist kein Zufall, dass Merz öffentlich queere Identitäten wie Trans*, Inter* und Nonbinäre* diffamiert und sich gegen eine Legalisierung von Abtreibungen wehrt, während zeitgleich waschechte Faschos auf der Straße CSDs zur neuen Zielscheibe auserkoren haben. Queere Menschen, alternative Lebens- und Liebesentwürfe und nicht zuletzt der Feminismus stehen der von ihnen herbeigesehnten, vermeintlich natürlichen Ordnung im Weg. Sie wollen: ‚Deutschland. Aber normal‘. Doch ihre Normalität ist unser Albtraum.
Der Antifeminismus hat spektrenübergreifend eine zentrale Funktion in der Ideologie der extremen Rechten. Er ist ihr inneres Bindeglied und gleichzeitig dazu geeignet, Brücken in weitere gesellschaftliche Lager zu bauen, denn bis weit in die sogenannte „bürgerliche Mitte“ stimmen Menschen antifeministischen Aussagen zu.
Die Argumente des Antifeminismus können von einer Vielzahl herrschaftsstabilisierender Weltbilder in den Dienst genommen werden. Sie können flexibel entlang eigennütziger Interessen und je nach Kontext biologistisch hergeleitet, religiös begründet oder technokratisch gerechtfertigt werden. Dabei eint die unterschiedlichen konservativen, christlich-fundamentalistischen, faschistischen und verschwörungsideologischen Milieus das gemeinsame Interesse am Erhalt patriarchaler Privilegien und der darauf gebauten Ordnung.
Wir aber wollen sie zum Einsturz bringen!
Reproduktive Selbstbestimmung statt Krise der Reproduktion!
Der Antifeminismus ist die lebensverachtende Reaktion auf die reale Krise kapitalistischer Reproduktion. Alltägliche Erschöpfung, die COVID-19-Pandemie und zahlreiche ökologische Katastrophen drücken das Wesen einer Welt aus, die im rücksichtslosen Umgang mit Mensch und Natur ihre eigenen materiellen Voraussetzungen zerstört. Anstatt die Ursachen und Verantwortlichen dieser Misere klar zu benennen, richtet sich die antifeministische Front gegen diejenigen, die für eine befreite Gesellschaft kämpfen. Sie kritisieren die vermeintliche Zersetzung des Westens durch „Gendergaga“ und Co. und imaginieren dabei eine „woke“ Hegemonie, ein machtvolles und niederträchtiges Establishment. Reale Krisenerscheinungen werden über solche Verschwörungserzählungen verklärt. Statt sich auf die Suche nach solidarischen Lösungen zu begeben, bleibt den rechten Ideolog*innen als Reaktion auf die existenziellen Bedrohungen unserer Gegenwart dann nur der Ruf nach Autorität. Als solcher ist das Heraufbeschwören nationaler Identitäten durch völkische und rechtskonservative Akteur*innen zu verstehen. Die Idee der Nation wird hier nostalgisch aufgeladen und dient abseits jeder Faktenlage als Projektionsfläche für krisengetriebene Sehnsüchte nach geordneter Stabilität und einem Mehr an Kontrolle. Egoistisch ist hier, wer seinen Körper nicht den Interessen dieser Nation unterwirft – nicht wer aus Angst vor Wohlstandseinbußen Menschen ertrinken lässt. Es ist schließlich das Beharren auf dieser nationalistischen Illusion, welche die Selbstbestimmung von Frauen, Queers, Migrant*innen, Menschen mit Behinderung und zahlreichen weiteren Gruppen bedroht, die sich nicht unter einem imaginierten Nationalinteresse subsumieren lassen. Als Freund*innen, Genoss*innen, Nachbar*innen und Kolleg*innen kämpfen wir Seite an Seite und lassen uns von niemandem die Autonomie über unsere Körper und unser Leben nehmen. Wir wissen: Die Krisen des Kapitalismus lassen sich nur gemeinsam, nicht vereinzelt bewältigen.
Eure Tradition ist nicht unsere Zukunft!
Unser Feminismus stellt die patriarchale und nationalistische Verfügungsgewalt über Körper radikal infrage. Er untergräbt Normen wie die der bürgerlichen Kernfamilie mit männlichem Familienoberhaupt, und wagt es, an scheinbaren Selbstverständlichkeiten wie Heteronormativität und Zweigeschlechtlichkeit zu rütteln. Er gibt uns Mut, uns selbstbestimmt durch die Welt zu begeben, abseits rigider Regeln, wie wir zu leben und wen wir zu lieben haben. Der Feminismus verursacht jeden Tag kleine Risse in der herrschenden Ordnung – er ist dazu geeignet, sie zum Einsturz zu bringen, mehr noch, eine Gesellschaft neu zu denken und besser aufzubauen. Die Befreiung und Befriedigung, die in dieser politischen Bewegung liegen, verweisen nicht auf eine Zukunft alter Stabilität, sondern auf eine bessere Gesellschaft kollektiver Solidarität. Diese Zukunftsvorstellung unterscheidet sich von anderen, da sie als einlösbare Alternative erscheint und uns bereits heute neue Wege des Handelns aufweist, wo andere nur die Blockaden einer überkommenen Zeit sehen.
Für uns lässt sich in diesen düsteren Zeiten der Antifaschismus nicht ohne Feminismus, der Feminismus nicht ohne Antifaschismus denken. Als Praxis verbindet er emanzipatorische Strategien verschiedener Art und dient uns als Orientierungspunkt in unterschiedlichen Kämpfen. Feminism is our weapon. Die Faschist*innen und ihre konservativen Fans haben es seit Jahren in den Parlamenten und auf der Straße auf uns abgesehen. Es ist Zeit gemeinsam und solidarisch als Feminist*innen zurückzuschlagen. Wir lassen uns nicht ausbremsen und wir lassen uns nicht zurückwerfen. Gemeinsam mit allen (queer-)feministischen und antifaschistischen Kräften kämpfen wir gegen das rechte Rollback und für ein besseres Morgen! Lasst uns den reaktionären, faschistischen Arschlöchern ihren Kurs versauen.
Feminism is our weapon!
Unsere Losung ist klar: Make Feminism a Threat! Das ist der Titel und das Versprechen der neuen Kampagne des kommunistischen Bündnis …ums Ganze!. Unser Ziel ist es, gemeinsam und solidarisch dem voranschreitenden Antifeminismus entgegenzutreten – egal ob er von bürgerlichen Parteien, der AfD, christlichen Fundis oder neonazistischen Subkulturen ausgeht. Es geht uns dabei nicht nur darum, feministische Errungenschaften vor einem reaktionären Rollback zu verteidigen. Antifeminismus als einen Kernaspekt des rechten Vormarsches zu benennen, bedeutet auch eine Absage an all jene, die sich seiner menschenverachtenden Ideologie bedienen. Unsere feministische Utopie ist eine, die uns Hoffnung und Zuversicht gibt und für die es sich zu kämpfen lohnt!
Unsere Schlagrichtung ist nicht neu. Sie ist die bewusste Ableitung all jener Kämpfe, die bereits seit Jahren und Jahrzehnten für etwas Besseres als den patriarchalen Status quo einstehen: Sei es die jungen queeren Menschen, die gegen die Enge der tiefsten Provinz in kleinen Städten einen CSD organisieren; die Aktivist*innen, die sich in Berlin, Köln, München christlich-fundamentalistischen und reaktionären Massenaufmärschen in den Weg stellen; Antifas, die Drag-Lesungen vor faschistischer Agitation schützen, oder einfach all jene, die über ihre alltägliche Praxis und ihre bloße Existenz in einer von patriarchalen Zumutungen durchzogenen Gesellschaft den Möglichkeitshorizont einer ganz anderen, einer besseren Gesellschaft jenseits der Enge patriarchaler und heteronormativer Geschlechterordnung aufzeigen.
Die Geschichten sind da – lasst sie uns aufgreifen und fortführen! Für die befreite Gesellschaft! Make Feminism A Threat!
…ums Ganze! 2025